Der Begriff Pale Ale bezeichnete zunächst keinen Bierstil, sondern umfasste alle nicht dunklen, obergärigen Biere. Erst ab 1830 rechtfertigte das erhöhte Angebot an helleren Bieren die Einordnung als Sorte. Neben englischen und amerikanischen Pale Ales, India Pale Ales und Belgische Pale Ales gehören auch English Bitter (Ordinary, Special und Extra Special Bitter) dazu.
Allgemein wurden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in erster Linie dunkel- bis schwarzbraune Biere eingebraut. Helleres Malz stand aufgrund der instabilen Temperaturführung seltener zur Verfügung. Es war teuer, da Malz in mühsamer Handarbeit als Luftmalz gedarrt wurde. Beim konventionellen Malz erfolgte die Trocknung direkt über Holzscheiten oder Kohle. Erst als Ende des 18. Jahrhunderts Kohle zu Koks verarbeitet werden konnte, erhöhte sich die Verfügbarkeit von hellem Malz.
1752 gründete George Hodgson die Bow Brewery im Londoner East End. Hodgson verkaufte das Pale Ale October Beer. Ab 1790 begann er, Pale Ale nach Indien zu verschiffen. Das India Beer der Bow Brewery war sehr populär, aber George Hodgson zahlte seine Rechnungen unpünktlich und er verlor den Rückhalt des Handelsmonopolisten East India Company.
Deren Direktor Campbell Majoribanks überredete Samuel Allsopp von der gleichnamigen Burton-upon-Trend-Brauerei, ein Bier für die indischen Kolonien zu produzieren. Sein Braumeister Job Goodhead experimentierte und entwickelte ein helles, enzymreiches Malz, das den Erfolg des neuen India Beer aus Burton begründete, das ab 1823 auf den Markt kam. Auch das Kalzium- und Sulfat-reiche Quellwasser des Trent-Rivers unterstützte die Komplexität und den Hopfencharakter dieses neuen Pale Ales.
Zunächst wurde das Bier für den Export über den 1777 eröffneten Trent-und-Mersey-Kanal und durch die Nordsee zu den Docks nach London und Liverpool verschifft. Die Eisenbahn löste den Schiffstransport ab, sodass die Biere ab 1830 auch in England verkauft wurden. Andere Brauereien aus Burton zogen nach, die Zahl erhöhte sich bis1890 auf 30 Betriebe.
Das Pale Ale für Indien hatte 7-8 Vol.-% Alk. (Burton) Pale Ales für den Inlandsmarkt wurden auch als Bitter angeboten. (Einfach) Bitter mit etwa neun Prozent Stammwürze, Best Bitter mit elf Prozent Stammwürze und Extra Special Bitter (ESB) mit 13-14 Prozent Stammwürze.
Die Abgrenzung bestand lange Zeit darin, dass Pale Ales in Flaschen lagerten und Bitter in Fässern. Einige Brauereien bezeichneten aus Marketinggründen ihr leichter eingebrautes Pale Ale als Mild.
Ab 1839 wurden die Burton-Biere direkt zu dem wichtigsten englischen Markt nach London transportiert. Spätestens jetzt verlor nach 90 Jahren das Porter allmählich an Popularität. 1889 schrieb der Brauhistoriker Alfred Barnard (1837-1918): „Die wankelmütige Öffentlichkeit ist dem in Fässern abgefüllten Porter mit seinem weinigen Geschmack überdrüssig geworden und hat Zuneigung dem neuen köstlichen, milden Ale geschenkt."
Pale Ales gab es nicht nur in England, sondern auch in Belgien. Die Noten waren durch die charakteristischen belgischen Hefen fruchtiger als die malz- und hopfenaromatischen britischen Biere.
In den Vereinigten Staaten konnten sich Pale Ales im 19. Jahrhundert wegen der zunehmenden deutschen Einwanderer, die Lagerbiere tranken und brauten, nicht durchsetzen. Sie wurden in bescheidenen Mengen gebraut, vor allem in New England. Mit dem Ballantine IPA wurde 1972 das letzte „historische" Pale Ale vom Markt genommen.
Parallel bildete sich die US-Craft Beer Szene, die sich größtenteils auf britische Brau-Literatur stützte. Das US-Pale Ale ist eine Interpretation des britischen Pale Ales und entwickelte sich zur amerikanischen Sorte. Prototyp dieses Stils ist das Pale Ale der 1980 gegründeten Sierra Nevada Brewing Company von Ken Grossman und Paul Camusi. Es hatte viel von englischem Bitter bzw. Pale Ale. Trotz dieser Ähnlichkeiten war das Resultat eindeutig amerikanisch, da es mit Cascade-Hopfen eingebraut wird und mit 5,6 Vol.-% mehr Alkohol vorweisen kann, als es tradierte englische helle Biere waren. Weitere Pioniere sind das Mirror Pond der Deschutes Brewery oder Burning River der Great Lakes Brewery. Nicht zu vergessen, die Anchor Brewing Company, die seit 1874 existiert und daher nicht im Fahrwasser des Craft Beer-Booms gegründet wurde.
Autor
Michael Busemann
Präsidiumsmitglied Verband der Diplom Biersommeliers
mb[at]biersommelier.de