Foto: Schweizer Brauerei-Verband
Der letzte Freitag im April ist jedes Jahr der Tag des Schweizer Bieres, der eingeführt wurde, um die Vielfalt und Qualität des in der Schweiz gebrauten Bieres zu feiern und die lokale Brauereikultur zu fördern.
Dieser Gedenktag hat keinen spezifischen Anlass, der direkt mit einem historischen Ereignis in Verbindung steht. Er wurde vom Schweizer Brauerei-Verband (SBV) eingeführt. Der erste offizielle Tag des Schweizer Bieres fand 2012 anlässlich des 135-jährigen Bestehens des Verbandes statt. Der Tag des Schweizer Bieres ist auch der Startschuss für viele bierige Aktionen. Die Schweizer Brauereien feiern dieses Ereignis mit verschiedenen Veranstaltungen. Eine Übersicht gibt es hier: tagdesbieres.ch
Höchste Brauereidichte in Europa
Die Bierlandschaft in der Schweiz hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Die Anzahl der Brauereien ist von 32 im Jahr 1991 auf fast 1.300 im Jahr 2021 gestiegen, was die Schweiz zum Land mit der höchsten Brauereidichte in ganz Europa macht.
In der Eidgenossenschaft werden über 90 Prozent der Brauereien als Kleinstbetriebe geführt, die oft weniger als 500 Hektoliter Bier jährlich herstellen. Sie haben aber wesentlich zur Vielfalt der Brauereilandschaft beigetragen.
Dagegen sind im Schweizer Brauerei-Verband ausschließlich Betriebe ab 1.000 Hektoliter Bier pro Jahr vertreten. Das sind aktuell 26 Brauereien mit 30 Braustandorten, die über 330 verschiedene Biere brauen.
Für den Verband ist die Bierkultur wichtig. Alle zwei Jahre richtet der SBV die Schweizer Meisterschaft der Bier-Sommeliers und den Swiss Beer Award aus, bei dem nationale Bierkreationen prämiert werden.
Seit 2011 bildet der SBV unter seiner Schirmherrschaft in der Schweiz auch Bier-Sommeliers aus. Bis heute haben bereits über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diesen Lehrgang erfolgreich abgeschlossen.
Bierland Schweiz
Während die Beliebtheit von Wein abnimmt, gewinnen Biere in der Schweiz immer mehr an Zuspruch. Die Entstehung von Craft-Brauereien und das breite Angebot an Biersorten haben die Bierkultur wesentlich bereichert.
Ein Grund für die Bier-Explosion ist das Ende des Bierkartells. Von 1935 bis 1991 haben die größten und einflussreichsten Brauereien den Markt dominiert. Dieses Kartell hatte das Ziel, den Verkauf, die Preise, die Qualität, die Rezepturen und das Angebot von Bier landesweit zu regulieren. Eine Folge war der Rückgang der Brauereien.
Das Bierkartell in der Schweiz führte zu strikten Regulierungen in den Produktions- und Verkaufsbedingungen für Bier. Brauereien mussten spezifische Biermarken herstellen und bewerben, während andere Marken oder kleinere regionale Brauereien benachteiligt wurden. Die Preise wurden vorgegeben und der freie Wettbewerb eingeschränkt. Zudem bestanden detaillierte Vorschriften und Verbote hinsichtlich Etiketten, Verpackungen und Flaschen, um eine Standardisierung im Biermarkt zu gewährleisten. Wirte konnten beispielsweise nicht frei entscheiden, welche Biermarken sie anbieten wollten, sondern mussten bestimmte Marken ausschenken.
Nach dem Zusammenbruch des Kartells erlebte die Brauereiszene in der Schweiz einen deutlichen Aufschwung, was eine größere Vielfalt an Biersorten und Brauereien zur Folge hatte. Seitdem hat sich die Bierkultur in der Schweiz erheblich gewandelt, gekennzeichnet durch einen Boom an Craft-Brauereien und ein umfangreiches Angebot an Bierspezialitäten.
Autor
Michael Busemann
Biersommelier
Sektionsleitung Rheinland & Pressesprecher Verband der Diplom Biersommeliers
mb[at]biersommelier.de