Die Jahreshauptversammlung des Verbands der Diplom Biersommeliers 2024
Vom 18. bis 20. Oktober wurde die Bierstadt Bayreuth zum Reiseziel von 200 bierbegeisterten Biersommelièren und Biersommeliers, die sich zur 19. Jahreshauptversammlung ihres Verbandes zusammenfanden. Das genussgeprägte Programm sowie die Gastfreundschaft und das Engagement von Maisel & Friends mit Michael König und Jeff Maisel machten das Wochenende zu einem besonderen Erlebnis – Bayreuth zeigte sich als wahres Zentrum der Bierleidenschaft.
Bereits am Donnerstagabend trafen sich über 150 Mitglieder vor Ort, um das Wochenende feierlich mit einem Fassbieranstich einzuläuten. Aber schon am Nachmittag fand das Treffen der Sektionsleitungen des Verbandes statt, um Die Sektionsleitungen trafen sich am Donnerstag, um sich über Wünsche, Erfahrungen und Ziele auszutauschen. Im Verband gibt es 15 Sektionen in den Ländern Österreich, Deutschland, Schweiz, Südtirol und den Niederlanden. Ein enger Austausch ist wichtig, um an einem Strang ziehen zu können und von den unterschiedlichen Ideen lernen und sich gegenseitig inspirieren zu können.
DANKE Euch allen für Euer Engagement!
Sektionsleitungen nach einem intensiven Austausch über die Sektionsarbeit
Das Programm startete offiziell am Freitag mit einem Weiterbildungstag, der sich im ersten Teil dem Thema „Beruf(ung): Biersommelier“ widmete. Drei Mitglieder, die den Beruf des Biersommeliers leidenschaftlich ausüben, gewährten in inspirierenden Vorträgen persönliche Einblicke in ihre Berufung und ihre Begeisterung für Bier.
Michael König ist als Biersommelier bei Maisel & Friends dafür verantwortlich, dass die Brauerei nicht nur aktuelle Geschmackstrends trifft, sondern auch neue Entwicklungen im Biermarkt schnell erkennt. Durch kreative, emotionsgeladene Bierbeschreibungen weckt er das Interesse der Gäste an den Bieren. Intern sorgt er für ein hohes Maß an „Bierkompetenz“ bei den Mitarbeitenden und unterstützt die Gastronomie „Liebesbier“ mit einer spannenden Auswahl an außergewöhnlichen Bieren. Neben elf Bierseminaren hat Michael allein in 2023 96 Tastings durchgeführt und dabei 1789 Teilnehmende von Bier begeistert.
Dr. Andreas Gniffke berichtete über die Herausforderungen und seine Positionierung als Biersommelier in der weinbetonten Region rund um Trier. Er hob die zahlreichen Gemeinsamkeiten zwischen Bier und Wein hervor: Beide eröffnen mit ihren vielfältigen Aromen ungeahnte Genusswelten. Anders als Wein ist Bier jedoch noch wenig als Speisenbegleiter bekannt und braucht in dieser Rolle mehr Anerkennung. Andreas hat festgestellt, dass Weingenießer oft aufgeschlossener gegenüber Bier sind als klassische Biertrinker. Sie kennen bereits den Einfluss der Regionalität und schätzen die vielfältigen Aromen und Geschmacksrichtungen, die auch Säure einschließen kann. Andreas betont die spannende Symbiose beider Genussmittel und zeigt, dass man sich nicht für eines entscheiden muss. Bier bietet jedoch einen besonderen Vorteil: Durch die Kohlensäure bringt es eine zusätzliche Dimension ins Spiel, und der Hopfen sorgt mit seiner Bittere und seinem Aromenreichtum für eine außergewöhnliche Vielfalt.
Anja Kober-Stegemann erzählt von ihrem Beruf als Biersommelière in Odenthal. Sie erzählt von ihrer spannenden Geschichte, die sie nach 20 Jahren in einem großen Konzern zur "Bierleuchtung" gebracht hat, die sie seit dem voller Enthusiasmus in Form von Tastings, Pairings, Braukursen und Events auslebt. Anja ist begeistert von der Kombination von Aromen und stellt in ihrem Vortrag eines ihrer Lieblingspairings vor: Popcorn und Bier. Sie wählt ein Popcorn, das mit Karamell und Vanille überzogen wurde und reicht dazu das Hanseporter der Störtebeker Brauerei. Beide Komponenten zeigen Karamell, Süße und leichte Röstigkeit, die sich wunderbar ergänzen. Das knusprige Popcorn bringt zusätzlich ein haptisches Erlebnis in die Mischung, die das Pairing gemeinsam mit der Kohlensäure spannend und lebendig macht.
Pairing von Anja Kober-Stegemann: Karamellüberzogenes Popcorn mit dem Hanseporter von Störtebeker
Den Vorträgen folgte eine spannende Podiumsdiskussion, zu der Stephan Hilbrandt, Weltmeister der Biersommeliers 2017, hinzugezogen wurde.
Die Profis diskutierten Fragen zu Bierpreisen, Kosten für professionelle Verkostungen, Einstellung zum Reinheitsgebot und die aktuelle Marktsituation für das Biersommelierwesen. Ihr Fazit: Genuss bleibt ein gefragter Trend, und Bier verdient sowohl Wertschätzung als auch angemessene Preise. Ebenso sollte die Arbeit der Biersommeliers, die Biere als hochwertige und vielfältige Genussmittel präsentieren, entsprechend honoriert werden.
Podiumsdiskussion mit Anja Kober-Stegemann (li), Dr. Andreas Gniffke (2.v.li), Stephan Hilbrandt (2.v.re) und Michael König (re)
Nach der Mittagspause folgt der zweite Teil des Weiterbildungstages mit dem Thema "Bierstile unter der Lupe: Weißbier". Dr. Michael Zepf von der Doemens Akademie bot eine umfassende Reise durch die Entwicklung des Weißbieres.
Seit dem Mittelalter prägten in Deutschland die Klöster das gewerbliche Brauwesen, und durch Handelsnetze wie die Hanse verbreitete sich Bier international. In Bayern kam das Weißbier erst Ende des 15. Jahrhunderts aus dem böhmischen Wald an, gewann aber schnell an Beliebtheit, bevor es Mitte des 16. Jahrhunderts streng verboten wurde, um den Rohstoff Weizen für das Brotbacken zu schützen.
Zwei Faktoren verhalfen dem Weißbier dann doch noch zur Blüte: Die von dem bayerischen Herzog Max I. vergebenen Privilegien, die es den Herren Degenberg und Ottheinrich von Schwarzenberg erlaubte, Weißbier zu brauen sowie die sukzessive Etablierung eines Weißbiermonopols, dass die Kasse des Herzogtums auffüllen sollte. Das Monopol hielt 200 Jahre lang, bis es 1798 schließlich aufgehoben wurde und die Beliebtheit des Bierstils wieder abnahm. Erst in den 1960er-Jahren erlebte das Weißbier eine Renaissance, bis es 1994 die ausstoßstärkste Sorte Bayerns wurde. Heute bleibt Weißbier ein Symbol deutscher Braukultur, auch wenn der Ausstoß seit 20 Jahren wieder abnimmt.
In einem weiteren Vortrag präsentierte Markus Ernst von BarthHaas den Teilnehmenden zunächst die neuesten Daten zum Hopfenmarkt und erklärte anschließend, welche Besonderheiten beim Brauen eines hopfenreichen Weißbieres zu beachten sind. Das Zusammenspiel von Hefe und Hopfen stellt Markus als sehr komplex dar, aber auch als spannende Stellschraube für das Aromaprofil des Bieres. Abhängig davon, ob der Hopfen im Weißbier zur Abrundung eingesetzt werden soll oder der Hopfen die Hauptrolle spielen soll, gilt es die richtigen Sorten auszuwählen und die Dosage anzupassen. Soll der Hopfen die große Bühne bekommen, wie in einem hopfengestopften Weizenbock, so muss vergleichsweise viel Hopfen eingesetzt werden, um sich gegen die Weißbier-typischen Gärungsaromen durchsetzen zu können. Für Weißbiere eigenen sich besonders Hopfensorten, die von Zitrusaromen geprägt sind. Hopfen mit stärkeren Aromen nach roten und süßen Früchten können das Steinobstaroma im Bier verstärken. Besonders die Sorten Ariana, Callista, Monroe, Mandarina Bavaria, Hallertau Blanc, Topaz können die Aromen eines Weißbieres wunderbar komplementieren.
Als besonderen Abschluss des Weiterbildungstages wurde das diesjährige Jahrgangsbier „Mariana White“ erstmals vorgestellt und gemeinsam verkostet. Mariana White ist ein dry-hopped Weizenbock, welcher die Hopfensorten Mandarina Bavaria und Ariana zur Schau stellt. Es enthält 7,5% Alkohol und zeigt ein Bouquet aus tropischen Mango- und Zitrusaromen, sowie klassische Nelken- und Bananennoten des Weißbieres. Kreiert und gebraut wurde der Weizenbock gemeinsam mit der Brauerei Maisel & Friends und ist als „Limited Edition“ auf dem Markt erhältlich.
Das Jahrgangsbier des Verbandes 2024: ein dry-hopped Weizenbock mit dem Namen "Mariana White"
Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Region bei Führungen näher kennenzulernen. Sie konnten wählen, ob sie auf den Spuren Richard Wagners begeben, das marktgräfliche Opernhaus und neues Schloss besichtigen, die weltbekannte Mälzerei IREKS besuchen oder in einer der vielen Hausbrauereien der Umgebung ein Biertasting genießen. Den Abend verbrachten die Teilnehmenden bei einem gemeinsamen Abendessen im Herzogkeller, der speziell für die Mitglieder des Verbandes öffnete.
Der Samstag startete ganz sportlich mit einem "Biersommelier-Lauf" am Roten Main entlang und Stadterkundung. Das Besondere: Die von der Maisel Brauerei gesponserte Profi-Triathletin Tina Grieger begleitete die Laufgruppe und gab zusätzliche Motivation.
Es folgte die offizielle Generalversammlung des Verbandes, bei der über die vielen Aktivitäten im vergangenen Jahr berichtet wurde, das neu formulierte Leitbild des Verbandes vorgestellt.
Klaus Artmann stellt das Leitbild mit seinen fünf Säulen und vier Werten des Verbandes vor
Das Präsidium des Verbandes wird alle drei Jahre neu gewählt, dieses Jahr war es wieder soweit. Das sechs-köpfige Team setzt sich nun zusammen aus: Klaus Artmann aus Wasserburg, Deutschland, als Präsident, Martina Trottmann aus Aarau, Schweiz, als Vize-Präsidentin, Sabine Gamper aus Bozen, Südtirol, als Kassierin, Dr. Markus Fohr aus Lahnstein, Deutschland, für die Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Wolfgang Stempfl aus München, Deutschland, für Weiterbildungen, und Jens Zimmermann aus Radeberg, Deutschland, für den Bereich der Sektionen. Christoph Kämpf verabschiedete sich nach 12 Jahren als Präsident mit einer bewegenden Rede. Die Mitglieder wählten ihn aus Dank für seinen Einsatz zum Ehrenmitglied und schenkten ihm Standing Ovations. „Christoph Kämpf hat unseren Verband über 12 Jahre als Präsident maßgeblich geprägt und professionalisiert. Seinem Herzblut und seiner Leidenschaft für die Biersommelier-Bewegung und deren Einfluss auf die Wertschätzung von Bier haben wir sehr viel zu verdanken“, so Dr. Wolfgang Stempfl, Gründungsmitglied des Verbandes.
Das neue Präsidium des Verbandes: Von Links: Dr. Wolfgang Stempfl, Nicola Buchner (Geschäftsführerin), Martina Trottmann, Klaus Artmann, Sabine Gamper, Jens Zimmermann und Christine Stempfl (Mitgliederverwaltung). Nicht auf dem Bild: Dr. Markus Fohr.
Standing Ovations für Christoph Kämpf, der nach 12 Jahren als Präsident den Verband prägte und nach Vorne brachte.
Ein feierlicher Moment schloss die Generalversammlung: Der Staffelstab, ein Anzapfschlegel, in den alle bisherigen Austragungsorte der Jahreshauptversammlungen eingraviert sind, wurde an das nächste Organisationsteam übergeben. Michael König überreichte ihn an Martina Trottmann, die als neue Vize-Präsidentin sowie als Leiterin der Sektion Schweiz die kommende JHV organisiert. Diese findet vom 16. bis 19. Oktober 2025 in Basel, Schweiz statt und wird zugleich das 20-jährige Jubiläum des Verbandes zelebrieren.
Micheal König übergibt den Staffelstab an Martina Trottmann, Organisatorin der JHV im Jubiläums-Jahr 2025
Das Highlight des Samstagabends war das festliche Galadinner im Liebesbier – eine Gastronomie, die Bier nicht nur als Getränk, sondern als Lebensgefühl feiert. Unter dem Motto „Wear something white“ genossen die Mitglieder ein drei-Gänge-Menü, das zu jedem Gang ein perfekt abgestimmtes Bier servierte.
Die drei Gänge des Galaabend mit perfekter Bierbegleitung
1. Gang: Gebeizte Lachsforelle mit Zitronen-Simcoe-Mayo und Maisel's Weisse Kristall
2. Gang: Beef Short Ribs mit geröstetes Knoblauchpüree, Malzcrumble und Maisel & Friends Irish Stout
3. Gang: Schokoladenbrownie mit Salted Karamelleis, Popcorn, Milchschaum und Maisel & Friends Chocolate Bock
Der Abend hinterließ einen bleibenden Eindruck und begeisterte mit Professionalität, mit kulinarischem Perfektionismus und mit purem Bier-Enthusiasmus, den 200 Biersommelièren und Biersommeliers mit nach Hause nahmen.
Am Sonntag verabschiedeten sich die Gastgeber Michael König und Jeff Maisel von den Mitgliedern mit einem Weißwurstfrühstück im Schalander mit Blick auf ganz Bayreuth.
Die Jahreshauptversammlung setzte nicht nur neue Maßstäbe mit einer Rekordteilnehmerzahl, sondern zeigte auch, wie vielfältig, bunt und bierverliebt Bayreuth ist. Die Brauerei Maisel & Friends hat sich mit diesem besonderen Event in die Herzen als Bier-Mekka eingraviert, frei nach dem Motto von Jess Maisel – pure Passion.
Jeff Maisel stellt Geschichte und Konzept der Brauerei vor - pure Passion
„Die Jahreshauptversammlung ist jedes Jahr eine ideale Gelegenheit, den Verband zu erleben mit viel fachlicher Weiterbildung, Netzwerken und Austauschen über die neuesten Trends, und gemeinsam genießen.“ resümiert Klaus Artmann, neu gewählter Präsident des Verbandes. „Es freut mich sehr, unsere starke Gemeinschaft zusammen mit dem engagierten Team aus Präsidium, Geschäftsführung und den Sektionsleitungen weiter voranzubringen.“
Autorin
Nicola Buchner
Geschäftsführerin Verband der Diplom Biersommeliers